Der Komet P/1999 P1 (Machholz 2) hat zwischenzeitlich die Bezeichnung 141P/Machholz 2 erhalten. Doch genau genommen gilt dies nur für die Komponente A. Im Oktober 1999 wurde auch die Komponente D wiederentdeckt, welche im Jahr 1994 für kurze Zeit fast so hell wie die Hauptkomponente wurde. Die erste Sichtung machte R.H. McNaught am Siding Spring Observatorium am 17. Oktober, 260" westlich und 346" südlich der Hauptkomponente. Er gab die Helligkeit des false nucleus von D als 0.5m schwächer an als jene der Hauptkomponente; dagegen schätzte er die Gesamthelligkeit von D, aufgrund deren größerem Komadurchmesser (8", A: 5"), höher als jene von A ein. Auf Aufnahmen vom 6. und 7. Oktober konnte er D hingegen nicht auffinden, d.h. D muß an jenen Tagen mindestens 1m schwächer als A gewesen sein. A. Sugie fand D am 21. und 23. Oktober; er gab den Durchmesser mit 10" und die Helligkeit mit 16.5m an. Die Hauptkomponente weist gegenüber den Prognosen eine zeitliche Abweichung von nur +0.69 Tagen auf, und bezüglich Komponente D ist deren Bahn ohne Anwendung nichtgravitativer Komponenten bis 1994 zurück sehr gut nachvollziehbar (IAUC 7299).
Unabhängig gelang es Michael Jäger am 27. Oktober und ihm sowie Gerald Rhemann am 29. und 31. Oktober - ohne Kenntnis der obigen Beobachtungen - die Komponente D fotografisch aufzufinden. Dabei präsentierte sich diese am 27.10. als 13.0m schwaches, 1.5' messendes, unkondensiertes Objekt, etwa 7' von der im August entdeckten Hauptkomponente entfernt. Am 29.10. wies D eine verdichtete, 1.5-2' große Koma auf. Auf einer Aufnahme vom 31.10. war die Komponente 12.7m hell und seine 1.5-2' große Koma zeigte eine zunehmende Verdichtung. Die Hauptkomponente ist auf all diesen Fotos hingegen entweder gar nicht oder nur angedeutet nachweisbar. Am 11.11. schätzte Michael Jäger die Helligkeit auf 12.5m; das Fragment zeigte eine 1.0' große innere und eine extrem diffuse, 2.5' große äußere Koma; vom Fragment A war nichts erkennbar. Schließlich wies Fragment D auf einer TPhyp-Aufnahme vom 12.11. nurmehr die innere Koma auf und bildete sich entsprechend schwächer ab. Dagegen zeigt eine Blauaufnahme vom selben Abend das Fragment D als 2.5' großes, deutlich kondensiertes Objekt der Helligkeit 12.0m und auch die Komponente A bildete sich als 1-1.5' großes, schwach kondensiertes Objekt der geschätzten Helligkeit 13.8m definitiv ab.
Die vergangenen Wochen bestätigten die Vermutung, daß der Komet während der aktuellen Sichtbarkeit schwächer bleiben dürfte als bei seiner Entdeckung 1994, als er aufgrund des teilweisen Auseinanderbrechens seines Kerns eine überdurchschnittlich hohe Aktivität zeigte. Es gehörte schon ein sehr guter Himmel dazu, den (zum Jahreswechsel 1999/2000) maximal 9.7m hellen, ziemlich diffusen Kometen in seiner vollen Größe oder (aufgrund der geringen Höhen) überhaupt auszumachen.
Die Auswertung der 13 Beobachtungen von 4 FG-Beobachtern plus 70 internationalen Beobachtungen der Hauptkomponente ergibt die Helligkeitsformeln
d.h. die Aktivitätsfaktoren fallen gegenüber der ersten Auswertung erkennbar kleiner aus, weisen aber weiter darauf hin, daß dieser Komet erst kurz vor dem Perihel richtig aktiv wird. Der scheinbare Komadurchmesser lag anfangs bei 1' (40.000 km), vergrößerte sich dann bis auf 5' (90.000 km) zum Jahreswechsel, um bis Anfang Februar wieder auf 2' (40.000 km) abzusinken. Der DC-Wert nahm während des gesamten Zeitraums langsam aber kontinuierlich von DC 4 auf DC 2 ab.
Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser der Komponente A
Das einzige in dieser Sichtbarkeit wiederentdeckte Fragment, die Komponente D, wies einen extrem steilen und zeitlich verschobenen Helligkeitsverlauf auf. Formelmäßig können die insgesamt 40 Beobachtungen mit
beschrieben werden, allerdings wurde das Maximum von ca. 11.0m bereits 40 Tage vor der Hauptkomponente erreicht. Der steile Verlauf deutet stark auf ein kleines bzw. rasch verbrauchtes Reservoir hin, so daß es unsicher ist, ob diese Komponente beim nächsten Periheldurchgang noch eine nennenswerte Aktivität entfalten wird. Auch die Entwicklung des Komadurchmessers weist in diese Richtung. Anfangs 0.5' (25.000 km) groß dehnte sich die Koma innerhalb von nur 20 Tagen auf 80.000 km aus um gleich danach wieder drastisch zu schrumpfen, auf nurmehr 1' (30.000 km) am Ende der Sichtbarkeit. Der DC-Wert war hingegen relativ konstant und wurde mit DC 2-3 angegeben.
Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser der Komponente D
Eine Aufnahme von Michael Jäger vom Abend des 26.11. zeigte die Komponente A als 11.8m helles, 1.5-2' großes, die Komponente D als 12.3m helles, 2.5-3' großes Objekt; zudem war ein Materiebalken von 14' Länge auf der Verbindungslinie A-D (mit A in der Mitte und dem einen Ende bei D) erkennbar. Laut Maik Meyer stand die Komponente D an diesem Abend nahe einem 10m hellen Stern, so daß er die Helligkeit eventuell unterschätzt haben könnte. Am folgenden Abend, 27.11. bestimmte Michael Jäger die Helligkeit von A zu 11.7m, die von D zu 12.0m; beide Komponenten waren 2.5' groß, wobei A deutlich stärker kondensiert wirkte und einen sternförmigen false nucleus aufwies. Am 3.12. bestimmte er die Größen für die Komponente A zu 11.3m und 2.5' (mit auffallender zentraler Kondensation) und für D zu 12.0m und 1.8' (nur leicht verdichtet). Am 8.12. bestimmte er die Gesamthelligkeit der 2' großen, verdichteten Koma von A zu 10.7m, während D nur 12.3m hell und 1.5' groß war (mit einer zentralen Verdichtung). Am folgenden Abend, 9.12., präsentierte sich A unverändert, während er D auf 12.0m schätzte; die Koma war allerdings sehr diffus. Am Abend des 5.1.2000 konnte Michael Jäger die Hauptkomponente (A) gerade so eben im 20x70-Fernglas ausmachen; er schätzte ihn auf etwa 9.5m mit einer 4' großen, praktisch unkondensierten (DC 1) Koma; fotografisch zeigte sich ein 6' langer Schweif; D zeigte sich fotografisch als 13-14m schwaches, völlig unkondensiertes (DC 0) Nebelfleckchen mit einem Durchmesser von 3'. Am Abend des 5.1.2000 steht die Hauptkomponente gemäß Maik Meyer nahe zwei 8m hellen Sternen. Laut David Bender zeigte die Hauptkomponente an diesem Abend eine runde, sehr diffuse Koma; erst beim indirekten Sehen war die volle Größe der Koma erkennbar, die Koma war jedoch so diffus, daß eine genaue Abgrenzung nicht möglich war; die Konzentration zur Mitte hin war nur sehr gering. Am folgenden Abend, dem 6.1. zeigte sich die Hauptkomponente gemäß David Bender noch diffuser als am Vortag und war nur noch indirekt zu erspähen; eine Konzentration zum Zentrum hin war so gut wie nicht mehr feststellbar; der Rand der Koma fließend. Werner Hasubick konnte das Fragment weder am 8./9.1. noch am 26./27.1. mit dem 44cm-Reflektor ausmachen, so daß er dieses jeweils auf schwächer als 12.5m schätzte.
Andreas Kammerer