Auswertungen abgeschlossener Kometensichtbarkeiten

P/1998 U3 (Jäger)


In der Nacht vom 23. auf den 24. Oktober 1998 richtete unser österreichisches Mitglied Michael Jäger seine 10"-Schmidtkamera auf den Kometen 52P/Harrington-Abell im Sternbild Fuhrmann und entdeckte bei der Entwicklung der zwei Aufnahmen am nächsten Morgen ein verdächtiges Objekt etwa 4° nordnord-östlich. Komet P/1998 U3 (Jäger) präsentierte sich bei seiner Entdeckung als 12.5m helles, stark kondensiertes Objekt mit einer 1' großen Koma und einem 10' langen, aufgefächerten Schweif in PW=280°. Die Bestätigung kam bereits in der folgenden Nacht durch eine ganze Reihe internationaler Beobachter und Michael Jäger selbst, dem das Wetter gewogen blieb. International gemeldet wurde Komet Jäger mit dem IAU-Zirkular 7038 am 25. Oktober, das bereits die Möglichkeit einer kurzperiodischen Natur des Kometen erwähnte. Das IAUC 7040 vom 27.10. konnte bereits auf der Basis von 91(!) präzisen Positionsmessungen eine erste Bahn veröffentlichen. Doch es kam noch besser: die verbesserten Bahnelemente wiesen aus, daß Komet Jäger sein Perihel erst am 10.3.99 im Sonnenab-stand von lediglich 2.13 AE durchlaufen würde und von periodischer Natur ist, bei einer Umlaufszeit von etwa 14.95 Jahren um die Sonne, d.h. Michael Jäger hat gute Chancen, "seinen" Kometen beim nächsten bzw. übernächsten Periheldurchgang erneut beobachten zu können (sogar unter geringfügig besseren geometrischen Verhältnissen).

Jost Jahn hat die zeitliche Entwicklung der Kometenbahn mit Hilfe des Programms K11/S11 ermittelt. Demnach lief er wohl seit mindestens dem 15. Jahrhundert auf einer sehr saturnähnlichen Bahn mit einer Umlaufszeit um die 32 Jahre. Engere Begegnungen mit dem Ringplaneten waren eher selten und störten die Bahn aufgrund der großen Bahnneigung des Kometen nicht stark. Die vorletzte ereignete sich im Mai 1962 (Abstand ca. 0.6 AE). Am 18. Juli 1991 kam er dann aber Saturn bis auf 0.018 AE nahe, was die Bahn drastisch änderte. Die nächsten Begegnungen wird es am 24. Februar 2020 (0.31 AE), am 12. August 2198 (0.30 AE) und am 4. Juli 2226 (0.26 AE) geben (AFZ 657/663).

Insgesamt gingen 93 Beobachtungen von 11 FG-Beobachtern ein. Bei der nachfolgenden Auswertung wurden zusätzlich 150 internationale Beobachtungen berücksichtigt. Diese ergeben folgende Helligkeitsformel:

m = 5.2m + 5×log D + 14.4×log r,

mit der eine Maximalhelligkeit von 10.5m resultiert. Diese Formel ergibt eine recht hohe absolute Helligkeit und einen überdurchschnittlichen Aktivitätsfaktor. Beides ist aber durch die Annahme erklärbar, daß der Komet bei der ersten größeren Annäherung an die Sonne noch einen größeren Anteil an leichtflüchtigen Gasen besitzt.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Der Komadurchmesser nahm von 1.7' zu Sichtbarkeitsbeginn immer rascher bis zum Maximum von 3' im Januar zu. Danach ging er zunächst rasch, dann langsamer auf 2' zurück. Die Zunahme des absoluten Komadurchmessers von 140.000 km auf 190.000 km zu Sichtbarkeitsende ereignete sich zunehmend rascher. Der Kondensationsgrad nahm von DC 3-4 auf DC 4-5 im Januar zu, ging bis zum Sichtbarkeitsende aber wieder auf DC 3 zurück. Visuelle Sichtungen des meist nach W orientierten Schweifs überstiegen 0.1° (ca. 2 Mill. km) nicht.

Am 21./22.11. erkennt Walter Kutschera eine nicht allzugroße, gut kondensierte Koma mit einem leicht strukturierten Schweifansatz. Michael Jäger ermittelt am 29.11. fotografisch eine Helligkeit von 11.3m. Michael Möller ist am 8./9.12. überrascht, da der Komet ihm im 15cm-Reflektor keine Schwierigkeiten bereitet; mit DC 4 zeigte er eine deutlich konzentrierte Koma. In der folgenden Nacht, 9./10.12., ist die fotografisch bestimmte Helligkeit auf 11.0m angestiegen; der Komadurchmesser betrug 2' und der Schweif zeigte eine Länge von 16'. Am 17./18.12. stand der Komet laut Maik Meyer recht nahe an einem 11m hellen Stern, was Schätzungen erschwerte. Für Wolfgang Kriebel ist er bei nicht gerade idealen Sichtbedingungen indirekt dennoch sehr gut im C8 erkennbar. Heinz Kerner vermutet am 20./21.12. bei 150x einen 13.0m hellen false nucleus. Ein 10m heller Stern stört Maik Meyer am 23./24.12. wiederum bei der Schätzung. Für Walter Kutschera hat die Helligkeit des Kometen bis zum 29./30.12. deutlich zugenommen; zudem erkennt er im 54cm-Reflektor (180x) einen gut sichtbaren Ansatz, der nach PW=210° einen Jetstrahl absetzt. Am 6./7.1.99 meldet Andreas Kammerer ein kompaktes Objekt mit deutlicher Konzentration zur Mitte hin; bei 242x scheint die gut erkennbare, scheibchenförmige zentrale Kondensation nach Süden versetzt zu sein.
Laut David Bender war die Koma am 17./18.1. von runder Gestalt, zeigte eine hohe Konzentration zur Mitte hin und war gut vom Himmelshintergrund abgegrenzt; indirekt konnte er einen kurzen Ansatz eines aufgefächerten Schweifes erkennen. Obwohl für den Kometen Jäger eine etwas geringere Gesamthelligkeit als beim Kometen Harrington-Abell resultierte, war für Volker Kasten der kleinere und besser kondensierte Komet Jäger deutlich einfacher zu erkennen. Am 19./20.1. bemerkte Andreas Kammerer eine ost-westlich elongierte Koma (Schweifansatz?); bei 242x konnte ein sternförmiger, 13.0m heller false nucleus gut erkannt werden. Am 20./21.1. stand der Komet laut Maik Meyer nahe eines 11m hellen Sterns. Laut Volker Kasten wurde die Koma bei V=113x zum Zentrum hin kräftig heller, aber es war kein punktförmiges Zentrum erkennbar; die helle Zentralzone war 1.0' groß (abhängig von Gerät und Vergrößerung). Andreas Kammerer meldet erneut eine ost-westlich elongierte Koma (Schweifansatz?); bei 242x war die 13.0m helle zentrale Kondensation scheibchenförmig. Walter Kutschera notiert am 23./24.1.: Komet wird heller, wobei die Koma gleichzeitig kleiner und der Schweifansatz unauffälliger wird. Andreas Kammerer sieht bei 242x die 12.5m helle zentrale Kondensation wiederum scheibchenförmig.
Am Abend des 10.2. ist der 13.5m helle false nucleus bei 161x nach Angaben von Andreas Kammerer wohl nicht sternförmig. Zwei Abende darauf, am 12.2., "versteckt" sich der Komet laut Volker Kasten neben einem 12m hellen Stern, der die Beobachtung stört. Für Andreas Kammerer ist er an diesem Abend schwächer als erwartet; im Zentrum befindet sich noch immer ein Materieknoten. Walter Kutschera notiert nach einer Phase, in der der Komet allmählich schwächer wurde, am 12.2. einen Helligkeitsanstieg mit auf 2.8' vergrößerter Koma. Fotografisch bestimmt Michael Jäger die Helligkeit am 15.2. zu 10.5m mit einer 2-3' großen Koma; während sich im N-NW ein 2' kurzer Staubfächer mit 70° Öffnungswinkel zeigt, weist der sich nach NW erstreckende Hauptschweif eine Länge von 7-8' auf.
Laut Volker Kasten zeigte sich am 7.3. bei V=113x im Westteil der Koma blickweise eine sternartige Verdichtung von etwa 12.5m; GUIDE zeigte dort keinerlei Objekt. Schließlich zeigt eine Fotografie von Michael Jäger vom 12.3. einen 11.3m hellen, 2' großen Kometen, der einen geschwungenen Schweif von 6-7' Länge aufwies. Während Walter Kutschera am gleichen Abend eine deulich vergrößerte, leicht elongierte Koma bei konstanter Gesamthelligkeit meldet, spricht er am 15.3. von einem deutlichen Helligkeitsabfall. Am 9./10.4. wirkt der Komet nach seinen Angaben etwas diffuser. Michael Jäger gelingt am 16.5. eine weitere fotografische Beobachtung: demnach ist der Komet 12.5m hell und zeigt eine 2' große Koma mit einem sternförmigen false nucleus, sowie einen 4' langen, nach NW gerichteten Schweif.

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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