Der Komet C/1998 M5 (LINEAR) wurde am 30. Juni 1998 im Sternbild Pegasus entdeckt. Seine Helligkeit wurde zunächst mit 16m angegeben, lag aber wohl eher bei 13.5m. Er wies eine etwa 0.5' große Koma und einen 2-4' langen Schweif in südsüdwestlicher Richtung auf (IAUC 6959/61). Der Komet zog, mit fast maximaler Helligkeit, am 15. März 1999 zwischen Pol und Polaris hindurch. Die Polpassage erfolgte dabei um 10h UT im Abstand von 10', während Polaris nur 3 Stunden später in 33' Abstand passiert wurde! Praktisch eine Wiederholung zum Kometen Panther 1981. Und dies ist nicht nur im übertragenen, sondern im realen Sinn gemeint. Alan Hale und Jost Jahn fiel die starke Ähnlichkeit zur Bahn des Kometen Panther als erste auf, und Brian Marsden hat diese Möglichkeit bereits bestätigt. Demnach dürfte es sich beim Kometen C/1998 M5 (LINEAR) um ein Fragment des Kometen Panther handeln (ähnlich wie bei den Kometen Liller bzw. Tabur), das dem ersteren fast auf den Tag genau 18 Jahre nachfolgt, was zu einer nahezu identischen Bahn am Himmel führt (AFZ 596/597).
Komet C/1998 M5 (LINEAR) zeigte während und auch nach der Polpassage keinen "Schwächeanfall", sondern verhielt sich vorhersagegemäß und erreichte eine Maximalhelligkeit von 9.5m. Damit blieb Komet C/1998 M5 (LINEAR) etwas über eine Größenklasse schwächer als der Mutterkomet Panther (1980u = 1981 II), der allerdings auch einen etwas ungewöhnlichen Helligkeitsverlauf mit einem sehr kleinen n aufwies. Die Helligkeitsentwicklung kann bis zum Ende der Hauptsichtbarkeit Anfang Juni mit der Formel
sehr gut beschrieben werden. Sofern er diese Entwicklung auch weiter beibehält könnte er ab Oktober am Morgenhimmel nochmals gesehen werden. Insgesamt gingen bislang 180 Beobachtungen von 15 FG-Beobachtern ein. Für die Auswertungen wurden 390 internationale Beobachtungen zusätzlich hinzugenommen.
Der scheinbare Komadurchmesser lag anfangs bei 1.8' und wuchs in den ersten Monaten nur sehr langsam an. Ab etwa Dezember stieg er dann jedoch rascher an und erreichte in der zweiten Märzhälfte ein Maximum von 4.5'. Ende Mai war er auf 2.5' zurückgegangen. Der absolute Komadurchmesser stieg ziemlich kontinuierlich von 160.000 km auf 320.000 km Ende März an. Seitdem hat er diese Größe konstant inne. Komet LINEAR zeigte einen bemerkenswert konstanten DC-Wert von DC 4. Erst etwa seit der Polpassage ist er langsam auf DC 3 zurückgegangen. Visuelle Sichtungen des meist nach S orientierten Schweifs waren sehr selten und überstiegen 3-4' (ca. 500.000 km) nicht.
Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser
Am 18./19.7. zeigt der Komet gemäß Walter Kutschera eine recht kleine, aber insgesamt gut ausmachbare, zur Mitte hin konzentrierte Koma. Maik Meyer kann am 19./20.7. keine Verstärkung mit einem Lumicon Swan Band Filter feststellen. Am 30./31.7. zeigt der Komet laut Walter Kutschera eine stärker kondensierte innere Koma und einen strukturlosen Schweifansatz von 1.2' Länge. Am 1./2.8. ist der Ansatz etwas kürzer geworden und geht in eine elongierte Koma über. Für Andreas Kammerer ist der Komet am 14./15.8. überraschend gut erkennbar. Walter Kutschera meldet für den 15./16.8. eine Beinahebedeckung eines 11.8m hellen GSC-Sterns durch die innere Koma; bei 180x sind die beiden Pünktchen 14.2 Sek. lang nicht auflösbar. Am 17./18.8. beobachtet Maik Meyer ein kondensiertes Zentrum, umgeben von einem schwachen, äußeren Halo. Am gleichen Abend bestimmt Michael Jäger den Kometen auf einer Aufnahme zu 11.2m mit 1.2' großer Koma und einem 7' langen Schweif. Walter Kutschera erkennt am 19./20.8. visuell einen 1.8' langen Schweifansatz. Die Helligkeits- und Durchmesserschätzung von Winfried Kräling vom gleichen Abend ist unsicher, da der Komet zwischen 3 helleren Sternen stand. Schließlich bestimmt Michael Jäger auf einer Aufnahme vom 10./11.9 die Kometenparameter zu 11.5m, Koma 1', schwacher, 4' langer Schweif. David Bender beobachtet den Kometen am 17./18.9. von der Sternwarte Kirchheim aus: Im 20"-Newton zeigte der Komet bei 63x eine runde Koma mit länglichem (SSO-NNW), dominierendem Zentralbereich.; der Schweif war stark aufgefächert (ca. 50-60°) und visuell über 1.5' Länge erkennbar. Am 19./20.9. meldet Walter Kutschera eine recht kleine Koma mit einem Schweifansatz von 1.8' Länge. Andreas Kammerer berichtet von einem gut im 8"-SC erkennbaren Objekt, das deutlich zur Mitte hin konzentriert ist. Bei der Beobachtung von Volker Kasten am 12./13.10. "klebte" der Komet an einem 12.5m hellen Stern, was die Beobachtung etwas behinderte. Walter Kutschera beobachtet am 17./18.10. einen 1.7' langen Schweifansatz. In der folgenden Nacht, am 18./19.10., "klebte" der Komet laut Volker Kasten hart südlich an einem 10.9m hellen Stern, den er "einnebelte", was die Helligkeitsvergleiche etwas behinderte; bei indirektem Sehen war der Komet nicht besonders schwierig. Eine recht kleine Koma, die flächenhafter wirkte, und einen kleinen Schweifansatz meldet Walter Kutschera in der gleichen Nacht. Am 20./21.10. ist die Koma laut Andreas Kammerer deutlich kondensiert und zeigt einen 13m schwachen false nucleus bei 161x. Schließlich weist eine Fotografie von Michael Jäger vom 23./24.10. den Kometen als 10.7m helles Objekt mit einer 2.5' messenden Koma und einem breiten, 7-8' langen Schweif aus. Walter Kutschera meldet am 22.11. eine gut kondensierte Koma mit einem schwachem, strukturlosen Schweifansatz. Michael Jäger ermittelt am 9.12. fotografisch eine Helligkeit von 10.3m, eine 4' große Koma und einen 5' kurzen Schweif. Maik Meyer schildert den Kometen am 17.12. als etwas heller und dichter bei Verwendung eines Lumicon Swan Band Filters. Am 29.12. beschreibt Walter Kutschera die Koma als noch immer recht groß, die Faserstruktur hebt sich zur Mitte hin deutlich ab.
In der Nacht 19./20.1. hob sich der Komet laut Torsten Zörner deutlich vor dem Hintergrund ab und zeigte sich als längliches, diffuses, etwas aufgefächertes Objekt mit einem helleren Zentrum, woran sich eine diffuse Koma anschloß; der Komet zeigte zudem einen kurzen, gefächerten Schweif von etwa 3' Länge. Am 20./21.1. sah Andreas Kammerer bei aufgehelltem Himmelshintergrund ein mäßig kondensiertes Objekt. Michael Jäger schätzte den Kometen am 15./16.2. mit einem 10x70-Fernglas zu 9.3m mit einer 4' großen Koma (DC 3); fotografisch zeigte er eine 6-7' große Koma, einen helleren, 10' langen Haupt- und einen schwächeren, 5' langen Gegenschweif. Volker Kasten meldet für den 7./8.3. ein leichtes, relativ gut verdichtetes Objekt; ein naher, 11.7m heller Stern wurde vom Kometen eingenebelt und störte die Schätzungen. Während mehrere Helligkeitsvergleiche im C8 immer auf Werte um 10m führten, konnte er den Kometen auch im 14x100 (auf Stativ) ausmachen, was nach seinen Angaben für eine größere Helligkeit spricht; der Komet erschien im Fernglas als relativ großer, wenn auch sehr matter "diffuse glow". Volker Kasten beobachtete den Kometen am 11./12.3. in 3.8° Abstand vom Polarstern. In der folgenden Nacht zeigte der Komet laut David Bender eine leicht ovale Koma mit einer hohen Konzentration zum Zentrum hin; das Helligkeitszentrum war leicht nach Osten verschoben. Laut Walter Kutschera hob sich die innere Koma deutlich von der leicht strukturierten äußeren Koma ab. Michael Jäger fotografierte den Kometen am 12./13.3. als 9.0 - 9.5m helles Objekt mit einer 3-4' großen Koma und einem diffusen Schweif unter 10' Länge. Schließlich zeigen Beobachtungen von Andreas Kammerer am 12./13.3. und 13./14.3. einen recht großen, helleren Nebelfleck, der seiner Ansicht nach aber geringer kondensiert war als Anfang Januar. Am 15./16.3. kann Volker Kasten die Polpassage des Kometen bebachten: zur Beobachtungszeit ist er 29' vom Nordpol und 39' vom Polarstern entfernt; im C8 bei 58x paßten Komet und Polarstern gerade noch ins Gesichtsfeld; wegen ungünstiger Sichtumstände (diesig + Himmelsaufhellung + schlechtes Seeing) erschien der Komet allerdings sehr matt und konnte nur erkannt werden, wenn sich der Polarstern nicht im Gesichtsfeld befand. Maik Meyer stellte am Abend des 10.4. fest, daß der Komet mit einem Lumicon SB-Filter etwas heller und größer erscheint. Laut Walter Kutschera präsentierte sich der Komet am 9.5. etwas diffuser und zeigte eine vergrößerte Koma. Für Andreas Kammerer hob sich der Komet am Abend des 16.5. nur noch als schwache Aufhellung vom Himmelshintergrund ab.
Andreas Kammerer