Auswertungen abgeschlossener Kometensichtbarkeiten

C/1998 J1 (SOHO)


Komet C/1998 J1 (SOHO) stellte sich als eines der seltenen Exemplare heraus, die trotz relativ geringer absoluter Helligkeit eine nahe Sonnenpassage überstanden. Dabei war es mehrere Tage hinweg unsicher, ob ihm dies gelingt. Aufgrund der Tatsache, daß er sich stets am Rande des Gesichtsfeldes der SOHO-Kamera aufhielt, verschwand er aus dem Blickfeld des Satellitenauges bevor es möglich war, ihn von der Erdoberfläche aus aufzufinden. N. Biver und H. Dahle waren die ersten, die den Kometen am 11. Mai von Hawaii aus als extrem konzentriertes Objekt auffanden, dessen Helligkeit sie auf etwa 0.5m schätzten. Eine weitere Beobachtung in der hellen Dämmerung gelang P. Nation am 14. Mai von Südaustralien aus (2.5m, 0.25° Schweif). Am 16. Mai wurde er schließlich von zwei Beobachtern auf etwa 3m mit einem fächerartigen, 0.5° langen Schweif geschätzt. Während der für Mitteleuropa sehr kurzen (8. - 15. Mai) und extrem schwierigen Sichtungsmöglichkeit wurden keine visuellen Beobachtungen bekannt. O. Farago gelang es allerdings von Stuttgart aus, den Kometen am Abend des 10. Mai auf einer CCD-Aufnahme mit 15' langem Schweif schwach abzubilden. Da die Aufnahme zudem vier Plejadensterne erkennen ließ, gelang Jost Jahn eine astrometrische Bestimmung, die zu einer wesentlichen Bahnverbesserung beitrug (IAUC 6906, AFZ 578)! In den folgenden Tagen konnte Komet SOHO dann mit dem bloßen Auge vor einem immer dunkleren Himmel ausgemacht werden. Bis zum 22. Mai wurden visuelle Schweifschätzungen bis 1° mit bloßem Auge und bis 7° mit Ferngläsern bekannt. Auf einer Aufnahme vom 19. Mai konnte ein 10° langer Gas- und ein 1° langer Staubschweif festgestellt werden; die Helligkeit war bis zum 22. Mai auf etwa 4m abgesunken (IAUC 6910/13). Am 23. Mai passierte er die Nebel um z Ori.

Bis zum 30. Mai war die Helligkeit des Kometen bereits auf 5.0m gefallen. Überraschenderweise meldeten dann aber mehrere Beobachter am 1. Juni einen bis 1.5m helleren Kometen (IAUC 6926). Dieser kurzfristige Helligkeitsausbruch wird durch, im Diagramm noch nicht eingearbeitete, Beobachtungen aus dem International Comet Quarterly gestützt. Demnach stieg die Helligkeit für 1-2 Tage um 1-1.5m; der ganze Ausbruch dauerte wohl 3-4 Tage. Eine weitere Bestätigung für einen Ausbruch geben die ermittelten OH-Produktionsraten jener Tage (× 1029 Moleküle/s): Juni 1.6 UT: 3, 2.6: 5, 3.6: 4, 4.6: 3 (IAUC 6934).

Die Helligkeitsentwicklung kann - abgesehen von dem Ausbruch - exzellent mit der Formel

m = 6.2m + 5×log D + 6.0×log r

simuliert werden. Demnach erreichte Komet SOHO eine Maximalhelligkeit von etwa 1.5m (bzw. 3.5m zu Zeiten, als er unter einem leidlich dunklen Himmel beobachtbar war), was ihn zum dritthellsten von der Erdoberfläche aus sichtbaren Kometen der vergangenen 15 Jahre macht (zusammen mit IRAS-Araki-Alcock). Damit konnten in den letzten drei Jahren drei helle Schweifsterne mit dem bloßen Auge gesehen werden!

Der Komadurchmesser stieg bis auf 6' (250.000 km) Anfang Juni an, wobei diese in den ersten Tagen hochkonzentriert (DC 9) war, bis Mitte Juli aber erkennbar diffuser (DC 2) wurde. Im Juli war der absolute Komadurchmesser auf 100.000 km zurückgegangen. Die absolute Schweiflänge erreichte 15 Mill. km.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Länge des Gasschweifs

Andreas Kammerer


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