Auswertungen abgeschlossener Kometensichtbarkeiten

52P/Harrington-Abell

1998/99


Eine ganz große Überraschung hielt der Komet 52P/Harrington-Abell für A. Maury vom Observatoire de Cote d'Azur bereit. Eine CCD-Aufnahme vom 21. Juli 1998 zeigte den Kometen nicht bei der erwarteten Helligkeit von etwa 21m, sondern 9 Größenklassen heller (IAUC 6975)! Weitere Beobachtungen bestätigten den außergewöhnlich großen Helligkeitsausbruch (einen noch etwas größeren, 10m umfassenden Ausbruch zeigte 1973 der Komet 41P/Tuttle-Giacobini-Kresak). Wie die Grafik ausweist, könnte die maximale Helligkeit beim Ausbruch aber noch größer gewesen sein, was die Amplitude weiter vergrößern würde!

Die 81 Beobachtungen von 9 FG-Beobachtern und insgesamt 160 internationale Beobachtungen weisen mehrere Entwicklungsphasen der Helligkeit aus. Nach dem Ausbruch ging die heliozentrische Helligkeit eine gewisse Zeit, wenn auch überraschend gemächlich, erst einmal zurück. Etwa 100 Tage vor dem Periheldurchgang stieg die Helligkeit dann aber - entgegen den Erwartungen - langsam wieder an, was eher dafür spricht, daß bei diesem Periheldurchgang ein größeres (polnahes?) Gas-/Staubreservoir aktiviert wurde. Erwartungsgemäß ging sie nach dem Perihel in ähnlicher Weise wieder zurück, doch etwa 35 Tage nach dem Perihel scheint die heliozentrische Helligkeit langsam wieder zugenommen zu haben. Letzteres ist aber nicht abschließend gesichert, da in jener Zeit der Anteil systematisch zu hell schätzender Beobachter recht groß ist. Sicher ist daher nur, daß die Abnahme der heliozentrischen Helligkeit zu jener Zeit stoppte. Insgesamt ergibt sich die Helligkeitsentwicklung wie folgt:

        t < -100d: m = 13.5m + 5×log D + 0.022×|t-T|
-100d < t <    0d: m = 10.8m + 5×log D - 0.005×|t-T|
   0d < t <   35d: m = 10.8m + 5×log D + 0.01×|t-T|
        t >   35d: m = 11.2m + 5×log D

Der scheinbare Komadurchmesser stieg von anfangs 1.5' auf knapp 3' (2.7') zum Perihel hin an. Bei Sichtbarkeitsende lag er bei 1.7'. Der absolute Komadurchmesser ging als Folge des vehementen Ausbruchs zunächst von 180.000 km auf 80.000 km zum Jahreswechsel deutlich zurück. Seitdem stieg er langsam wieder an und erreichte zu Sichtbarkeitsende einen Wert um 150.000 km. Die Koma selbst war zunächst diffus (DC 2), verdichtete sich aber zum Perihel hin (DC 4). Bis Anfang Mai sank der DC-Wert auf DC 1-2 ab. Visuelle Schweifschätzungen wurden für Dezember/Januar gemeldet. Die maximale Länge lag bei etwa 0.1°, was einer absoluten Länge von etwa 1 Mill. km entspricht.

Helligkeit und scheinbarer Komadurchmesser

Michael Jäger kann den Kometen am 29./30.7. als 13.0m helles Objekt mit einer 30" kleinen Koma und einem hellen, kurzen Staubschweif fotografieren. Zwei Nächte später, am 31.7./1.8. ist der Staubschweif deutlich länger (7') geworden und insgesamt aufgefächert; Helligkeit und Komadurchmesser sind konstant geblieben. Am 17./18.8. findet er eine Helligkeit von 12.8m sowie eine 1' große, ovale Koma, deren Zentrum sich am schweifabgewandten Rand befindet; der Schweif ist 9' lang. Schließlich ist der Komet auf einer Aufnahme vom 26./27.8. 12.5m hell, der Komadurchmesser beträgt 1.5' und der Schweif hat eine Länge von 10' erreicht. Am 19./20.9. erschien Maik Meyer der Komet heller und konzentrierter geworden zu sein. Michael Jäger fotografierte den Kometen am 23./24.9. als 12.5m helles, 1' großes Objekt mit einem aufgefächerten, 15' langen Schweif. Walter Kutschera berichtet am 16./17.10. von einem leicht elongierten Nebelfleckchen ohne jegliche Struktur. Michael Jäger bestimmt aus einer Fotografie vom 23./24.10. die Helligkeit des Kometen zu 12.5m, mit einer 1' großen Koma und einem 20' langen Schweif.
Maik Meyer berichtet am 6./7.1. von einer hellen, kleinen zentralen Region, die von einer schwachen und undeutlich begrenzten äußeren Koma umgeben war. Wolfgang Kriebel nennt den Kometen am 17./18.1. ein bei guten Sichtbedingungen leichtes Objekt im C8. Für Volker Kasten wirkte der Komet arg diffus, ein matter "diffuse glow". David Bender fiel am gleichen Abend bereits beim ersten Anblick sofort das tropfenförmige Aussehen des Kometen auf; eine Kondensation zum Zentrum hin war so gut wie nicht erkennbar (DC2); bei indirektem Sehen konnte er den Schweif über eine Länge von 3' verfolgen, wobei die erste Hälfte des Schweifes eine genauso hohe Flächenhelligkeit wie die Koma aufwies. Laut Walter Kutschera zeigte der Komet sowohl am 16./17.1. Als auch am 18./19.1. einen leichten Helligkeitsanstieg; zudem konnte er ansatzweise einen 1' langen Jet bei PW=176° ausmachen. Für Andreas Kammerer ist der Komet am 19./20.1. ein diffuser Nebelfleck mit mäßiger Konzentration; bei 242x kann ein sternförmiger, 14.0m schwacher false nucleus erkannt werden. In der folgenden Nacht, 20./21.1., erkennt er eine deutlich auffälligere zentrale Kondensation; bei 242x zeigte sich ein zentraler, 13.0m heller Materieknoten (Durchmesser etwa 5"). Schließlich kann er am 23./24.1. eine deutlich erkennbare innere und sehr diffuse äußere Koma feststellen; bei 242x ist ein 13.5m heller Materieknoten (Durchmesser etwa 5") auszumachen. Am Abend des 10.2. kann Andreas Kammerer den Kometen im 8" SC erst bei 161x sicher sehen. Zwei Abende später, am 12.2., ist der Komet nach Walter Kutschera schwach geworden; im 8" SC kann er nur noch als Aufhellung festgestellt werden. Für Andreas Kammerer ist er an diesem Abend im 12" SC nurmehr ein schemenhafter Nebel zwischen zwei 12" hellen Sternen. Am 15.2. ermittelt Michael Jäger die Helligkeit fotografisch zu 11.0m, den Durchmesser der ovalen Koma zu 4' und die Länge des Schweifs zu 20'. Schließlich meldet er für den 12.3. eine Helligkeit von 12.0m, eine 3-4' große, sehr schwache Koma und einen extrem schwachen, 20" kurzen Schweif. Walter Kutschera kann den Kometen sowohl am Abend des 17.3. als auch des 9.4. nur noch als Aufhellung ausmachen. Maik Meyer schildert ihn am 10.4. als sehr diffus und nur mit indirektem Sehen sichtbar.

Andreas Kammerer

FG-Beobachtungen


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